Wie man Klang angreifen kann - Rasmus Fleischer (SE)
Eine kurze Rechts- und Mediengeschichte zum Fluchtverhalten von Musik im Zeitalter ihrer erweiterteten Besitzbarkeit.
Rasmus Fleischer, einer der Mitbegründer der Schwedischen Piratenbüros (Wikipedia-Eintrag) wird einen Vortrag über seine Forschungsprojekt halten. Verschiedene Formen der musikalischen Notation, Strategien zur Sicherung des Urheberrechts und deren Modifikationen im aktuellen Netzmedium und seinen Formen der Distribution werden im Thema stehen.
Datum: Freitag, 15.2.2008
Zeit: 19.00 Uhr
Ort: Museumsquartier, Quartier für Digitale Kultur, Raum D/quartier 21

Heutzutage ist jede Aufnahme von Musik durch mehrere Ebenen immateriellen Urheberrechts geschützt. Folglich sind es die Schutzgesellschaften des Urheberrechts, welche die Gebrauchsformen von Musik strikt regulieren und genau festlegen, in welche Wertkategorie ein Stück eingeordnet wird und wieviel Geld dafür jeweils an die Schallplattenproduzenten, die Musikverlage und verschiedene andere Akteure fließt. Etwa die Neuproduktion von Musik aus Samples sind dadurch praktisch untersagt, - oder gezwungen, im Graubereich zu operieren. Wie kam es dazu?
Das Urheberrecht - und seine philosophische Grundlage in der Unterscheidung zwischen "Idee/Inhalt" und "Ausdruck/Form" - wurde ausschließlich für geschriebene Texte konstruiert. Bald darauf wurde es auch auf geschriebene Musik erweitert. Einen qualitativ völlig andere Transformation sollte darin bestehen, es auf den musikalischen Klang als solchen auszuweiten. Dazu bedurfte es einer langen Zeitspanne, die allein mit der Einführung von Aufnahmetechniken nicht abgeschlossen war.
In Bezug auf seine historischen Forschungen wird Rasmus Fleischer diese Entwicklung nachvollziehen. Tatsächlich begann diese als gewerkschaftlicher Widerstand gegen die befürchtete `Mechanisierung´der Musik, als Verteidigung der Live-Performance gegen Ökonomie der Reproduktion. Dieser Widerstand wurde dann allerdings vom digitalen Zeitalter eher ins Gegenteil verkehrt. Als Wegmarken dieser Entwicklung werden Phänome wie der Wiederstand gegen Kassettenrekorder, das DJ:ing und Synthesizer behandelt und an einigen Audio- und Videobeispielen vorgeführt, wie ältere und zeitgenössische Praktiken der Kunst mit der gängigen Auffassung von Urheberrecht auf Musik im Konflikt stehen.
Rasmus Fleischer ist Musiker und Historiker. Er forscht z. Zt. als Stipendiat der Södertörn Universität, Stockholm, zur Geschichte des Urheberrechts. Er gehört ebenfalls zu den Gründern des schwedischen Piratenbüros. (Photo: Malin Arnesson, on the right: Markus Nieminen; source)